Korruption in Brasilien: Was wir aus der Autowasch-Affäre lernen können

Einer der weltweit größten strafrechtlich verfolgten Fälle von Bestechung und Korruption der vergangenen Jahre konzentrierte sich auf Brasilien. Die Operation Autowäsche umfasste Ermittlungen zur Beteiligung US-amerikanischer und brasilianischer Behörden an einem mutmaßlichen Bestechungs- und Geldwäschesystem, in das Führungskräfte des staatseigenen Unternehmens Petrobras und andere politisch exponierte Personen (PEPs) verwickelt waren. Aus diesem Grund sollten alle in Brasilien tätigen oder mit brasilianischen Unternehmen in Geschäftsbeziehungen stehende Unternehmen versuchen, die Eigentumsverhältnisse von Unternehmen und die Beziehungen zwischen Personen und Organisationen in diesem Land zu verstehen, um Drittparteirisiken besser einzuschätzen. In diesem Blogeintrag erläutern wir, wie man dank Nexis Diligence+  Zusammenhänge zwischen den Eigentumsverhältnissen von Unternehmen und wichtigen Personen herstellen und so schneller Erkenntnisse gewinnen kann.

Die „Operation Autowäsche“ und der Kampf gegen Korruption in Brasilien

Die „Operation Autowäsche“ begann im März 2014 mit Ermittlungen1 gegen Führungskräfte des staatseigenen Ölunternehmens Petrobras. Der Vorwurf lautete, dass diese sich für den Abschluss unangemessen lukrativer Verträge von Baufirmen bestechen haben lassen. Den Beteiligten – darunter über 80 Politiker und Unternehmer – wurde die Annahme bzw. Zahlung von Hunderten Millionen Dollar an Bestechungsgeldern vorgeworfen.

Die Ermittlungen führten dazu, dass zahlreiche Unternehmen und Privatpersonen hohe Gerichtskosten tragen mussten und finanzielle, reputationsbezogene und strategische Schäden erlitten. Dazu gehörten:

  • eine hohe Geldstrafe im Ausmaß von 853 Mio. US-Dollar2 wegen Verstößen gegen US-Antikorruptionsgesetze zusätzlich zum Einzug von Erträgen, die durch korrupte Praktiken erzielt wurden. Als die Vorwürfe gegen das Unternehmen publik wurden, fiel der Aktienkurs des Unternehmens auf weniger als ein Viertel seines Höchststandes im Jahr 2014.
  • Gerichtsurteile, mit denen Präsident Lula zu 12 Jahren Haft verurteilt und später seine Nachfolgerin Rousseff im August 2016 ihres Amtes enthoben wurde.
  • Rufschädigungen und genaue Überprüfungen von Unternehmen, die Beziehungen mit Petrobras und anderen politisch exponierten Personen (PEPs) unterhielten, durch Aktionäre und Regulierungsbehörden.

Steigendes regulatorisches Risiko in Brasilien

Die Regulierungsbehörden in Brasilien haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf die Bekämpfung von Bestechung und Korruption konzentriert. Mit dem „Clean Company Act“, der 2014 in Folge der Autowasch-Affäre erlassen wurde, wurden die Strafen für Unternehmen, die an korrupten Praktiken in Brasilien beteiligt sind, erhöht. 2016 wurde das im Ingenieurwesen tätige Unternehmen Odebrecht so zu einer Strafzahlung in Höhe von 2,6 Mrd. US-Dollar3 verurteilt. Grund dafür waren mutmaßliche Absprachen mit Politikern und Führungskräften aus der Ölindustrie in Bezug auf die Annahme von Bestechungsgeldern von Petrobras.

Auch für Unternehmen und Personen aus anderen Ländern, die Geschäftsbeziehungen mit brasilianischen Firmen unterhalten, gibt es Risiken. In diesem Jahr wurden zwei österreichische Staatsbürger vom US-Justizministerium wegen ihrer Rolle in einem System, mit dem Hunderte Millionen Dollar im Auftrag von Odebrecht mithilfe des Finanzsystems der Vereinigten Staaten gewaschen werden sollten, angeklagt. Laut der US-Fachzeitschrift „The National Law Review“4 unterstreiche dieser Fall die anhaltende Schwerpunktsetzung auf Lateinamerika und Brasilien, insbesondere was den Vollzug von Gesetzen zur Bekämpfung von Korruption und Geldwäsche betreffe.

Deshalb ist es ausschlaggebend, dass in Brasilien tätige Unternehmen oder solche, die mit Unternehmen oder Personen aus Brasilien Geschäftskontakte unterhalten, Due-Diligence-Prüfungen durchführen, um von Dritten und Lieferanten ausgehende Risiken zu ermitteln. Entscheidend dafür ist, Einblicke in die Eigentümerstruktur brasilianischer Unternehmen zu erhalten.

Nexis Diligence+: Visualisierung der Beziehungen von Unternehmen zur Erkennung von Drittparteirisiken

Um Unternehmen den Umgang mit dem erhöhten Bestechungs- und Korruptionsrisiko bei ihrer Geschäftstätigkeit in Brasilien oder ihren Geschäftsbeziehungen mit brasilianischen Unternehmen zu erleichtern, werden in Nexis Diligence+ Grafiken zu den Eigentumsverhältnissen brasilianischer Unternehmen und den Beziehungen von Personen angezeigt. So entsteht ein klareres Bild der unternehmensinternen Beziehungen, wodurch Firmen anhand von Due-Diligence-Prüfungen potenzielle Risiken erkennen können.

Bereitgestellt werde die Daten von Akire Tecnologia Da Informação Ltda: Einem Unternehmen, das Informationen zu PEPs, Sanktionen und Watchlisten in Brasilien sammelt. Die Daten stammen von der brasilianischen Bundesfinanzverwaltung („Receita Federal do Brasil“). Dies ist die zuverlässigste und aktuellste Quelle zu den Eigentumsverhältnissen brasilianischer Unternehmen. Die Informationen umfassen:

  • den Firmennamen
  • die Unternehmenskennung
  • die Anschrift des Unternehmens
  • die Angabe, ob das Unternehmen aktiv oder inaktiv ist
  • Personen von Interesse, die für das Unternehmen arbeiten oder mit ihm in Verbindung stehen

Compliance-Beauftrage müssen einen Schritt weiter gehen, um die Beziehungen zwischen verschiedenen Organisationen und Personen – sowohl auf beruflicher als auch auf persönlicher Ebene – zu verstehen. Informationen wie diese, wären ausschlaggebend dafür gewesen, das Ausmaß großer Bestechungs- und Korruptionsfälle wie der „Operation Autowäsche“ zu erfassen. Die Visualisierungen von Nexis Diligence+ bieten diesen Überblick anhand eines Baumdiagramms, das es Nutzern ermöglicht, tiefer in die Beziehungen in und rund um ein Unternehmen einzutauchen. Sie können so rasch feststellen,

  • wer an einem Unternehmen beteiligt ist,
  • in welcher Beziehung diese Person zum Unternehmen steht,
  • welche anderen beruflichen Beziehungen diese Person hat.

Diese Grafiken sind für Unternehmen, die in Brasilien geschäftlich tätig sein möchten oder eine Organisation in Brasilien überprüfen müssen, enorm wichtig. Nehmen Sie noch heute Kontakt mit einem Experten für Nexis Diligence+ auf, um mehr über eine mögliche Umgestaltung Ihres Managements von Drittparteirisiken zu erfahren.


1 Brazil corruption scandals: All you need to know, bbc.co.uk, 08.04.2018
2 Brazil's Petrobras to pay $853 million U.S. fine in Car Wash probe, reuters.com, 27.09.2018
3 Brazil's Odebrecht to pay $2.6bn fine for corruption, bbc.co.uk, 17.04.2017
4 DOJ Casts the FCPA Spotlight on Brazil-Related Enforcement, natlawreview.com, 12.06.2021

Kontaktieren Sie uns

Email: kontakt@lexisnexis.de
Telefon: +49 211 417435-40