Geopolitische Risiken: 5 Herausforderungen für globale Unternehmen

Von: Thomas Becker

In den letzten Jahren ist die Geopolitik zu einem festen Bestandteil der Agenda von Vorständen internationaler Unternehmen geworden. Nach einer Phase relativer Stabilität haben sich fünf zentrale geopolitische Risiken herauskristallisiert, die Unternehmen verstehen, überwachen und managen müssen:

1. KI und Gesetzgebung

Da KI-Technologien zunehmend Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen, reagieren Regierungen mit Gesetzen, die die Nutzung von KI und Daten durch Unternehmen regulieren. Beispiele:

  • Der von der EU verabschiedete AI Act legt Vorschriften für Anbieter und Nutzer von KI fest, die je nach Risikostufe variieren. Inhalte, die durch generative KI erstellt wurden, müssen entsprechend gekennzeichnet werden und unterliegen Offenlegungspflichten. Dieser Act wurde im Mai 2024 vom EU-Rat verabschiedet.1
  • Brasilien plant eine KI-Verordnung, die von KI-Anbietern Transparenz über die Nutzung von KI-Systemen in der Interaktion mit Menschen sowie die Einhaltung von Maßnahmen zur Datenverwaltung, zum Datenschutz und zum Schutz der Privatsphäre verlangt.2

Während die meisten Länder auf eine stärkere Regulierung von KI hinarbeiten, positioniert sich Argentinien laut Financial Times als ein Land mit schwacher Regulierung, um Technologieunternehmen anzuziehen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Ansätze müssen Unternehmen alle relevanten rechtlichen Vorgaben und Regulierungen genau beobachten und sicherstellen, dass ihre Nutzung von Daten und Technologien sowie die ihrer Drittanbieter den Vorschriften entspricht.3

2. Militärische Konflikte

Während die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten andauern, warnen Experten vor einer möglichen Eskalation, die auch andere Länder betreffen könnte. In Myanmar und im Sudan bestehen ebenfalls anhaltende interne Konflikte. Die globale Vernetzung von Unternehmen und Lieferketten führt dazu, dass viele Unternehmen weltweit von solchen militärischen Auseinandersetzungen betroffen sind. Beispiel:

  • Zwei Fünftel der von Oxford Economics Ende 2023 befragten Unternehmen weltweit betrachten den Konflikt im Nahen Osten als ein „sehr großes“ Risiko für die Weltwirtschaft.4
  • Natixis befragte 500 institutionelle Anleger zu ihren größten Risiken für 2024. Fast die Hälfte der Befragten nannte geopolitische Risiken nationaler Maßnahmen, die „die (markt-)wirtschaftlichen Grundlagen weltweit durcheinanderbringen könnten“.5

3. Internationale Allianzen im Umbruch

Ein Bericht von EY bezeichnet 2024 als das Jahr der „Multipolarität“, in dem „zahlreiche mächtige Akteure ein zunehmend komplexes globales System“ und „verstärkte Blockrivalitäten“ schaffen. Westlich orientierte Bündnisse wie die USA und die EU verfolgen ihre eigenen Strategien, während der Wettbewerb aus dem Nahen Osten und den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten zunimmt.6

Für das kommende Jahr wird eine weitere Intensivierung dieser umfassenden Allianzen erwartet, was es Unternehmen, die auf verschiedenen Kontinenten tätig sein wollen, erschweren wird. So äußerten 73 % der Investoren in der Natixis-Umfrage ihre Besorgnis über eine „Fragmentierung“ zwischen den BRIC-Ländern und den westlichen Ländern, die die Wirtschaft destabilisieren könnte.5

4. Wahlen

Im Jahr 2024 sind nationale Wahlen in Ländern geplant, die 54 % der Weltbevölkerung und 60 % des globalen BIP ausmachen. Zudem stehen Parlamentswahlen in Australien, Kanada, Japan und Singapur an. Ein Regierungswechsel kann oft eine politische Neuausrichtung und neue Gesetze mit sich bringen. International tätige Unternehmen müssen verstehen, welche Auswirkungen dies auf ihre Compliance-Strategien in den jeweiligen Märkten hat.

Besonders im Fokus vieler Unternehmen stehen die Präsidentschaftswahlen in den USA im November 2024 und die anschließende Machtübergabe im Januar 2025. Laut einer Natixis-Umfrage sind 72 % der institutionellen Anleger weltweit besorgt über die Auswirkungen des US-Wahlkampfes zwischen zwei Parteien mit sehr unterschiedlichen politischen Programmen.5

5. ESG-Anforderungen und Erwartungen

Unternehmen sind weiterhin von Entwicklungen im Bereich ESG und Umwelt betroffen, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel. Die Economist Intelligence Unit prognostiziert, dass Versicherer, Unternehmen und Regierungen Schwierigkeiten haben werden, die zunehmenden Klimarisiken angemessen zu bewerten.7

In Reaktion darauf führen immer mehr Länder strenge ESG-Gesetze und -Vorschriften für Unternehmen ein. Häufig wird von Unternehmen verlangt, eine umweltbezogene Due-Diligence-Prüfung bei Drittparteien und Lieferanten durchzuführen. So wurde im Mai die EU-Richtlinie zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht im Bereich Nachhaltigkeit vom EU-Rat verabschiedet, die für alle in der EU tätigen Unternehmen gelten wird. Diese Richtlinie könnte Vergeltungsmaßnahmen in Nordamerika und Asien nach sich ziehen.8

Für Unternehmen mit einer positiven ESG-Bilanz ergeben sich auch Chancen. Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeit unter Beweis stellen, können von staatlichen Förderungen profitieren und Wachstum durch Verbraucher und Investoren erzielen, die ihre Kaufkraft für positive Zwecke einsetzen möchten. Letztlich müssen alle Unternehmen ihren ESG-Einfluss und den ihrer Drittparteien kennen und in der Lage sein, diesen gegenüber Behörden, Investoren und Kunden nachzuweisen.

Daten und Technologie können Unternehmen helfen, geopolitische Risiken zu mindern und neue Chancen zu finden

Diese geopolitischen Herausforderungen bringen für Unternehmen, die international tätig sind, rechtliche, finanzielle, strategische und Reputationsrisiken mit sich. Eine risikobasierte Due-Diligence-Prüfung ist daher entscheidend, um die aus diesen Trends resultierenden Risiken zu identifizieren und entsprechend zu reagieren. Unternehmen sollten alle aktuellen und potenziellen Geschäftspartner mit Hilfe einer Vielzahl genauer und zuverlässiger Datenquellen und Technologien überprüfen, um die risikoreichsten Ergebnisse herauszufiltern.

Zudem sollten Unternehmen ihre Herangehensweise an geopolitische Risiken überdenken. Risikomanagement bleibt unerlässlich, bietet jedoch auch Chancen für Unternehmen, die Herausforderungen und deren Auswirkungen auf ihren Sektor erkennen und schnell darauf reagieren.

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Der Schlüssel zu effektivem Risikomanagement und der Nutzung von Chancen liegt in der Verfügbarkeit präziser Daten zu vergangenen, aktuellen und zukünftigen geopolitischen und finanziellen Trends. Mit dem umfangreichen Angebot an zuverlässigen Datenquellen von LexisNexis lassen sich daraus wertvolle geopolitische und finanzielle Einblicke gewinnen. Unsere Datensätze umfassen Medien- und Unternehmensinformationen, Sanktions- und Beobachtungslisten, ESG- und PEP-Daten sowie juristische und biografische Informationen. 

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4 Geopolitical instability and a packed election calendar have strategists wary of 2024, cnbc.com, 21.11.2023
5 Natixis IM Inst. Investors Survey: Geopolitik das größte wirtschaftliche Risiko 2024, institutional-investment.de, 08.12.2023
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