04 Oct 2024

Vertrauen ist gut, Prüfung ist besser: Warum Internetrecherchen allein nicht ausreichen

Die Tatsache, dass vor mehr als einem Jahrzehnt das Verb ‚googling‘ in das Oxford Dictionary aufgenommen wurde, verdeutlicht die enorme Verbreitung von Internetrecherchen mit dieser populären Suchmaschine. Heute verarbeitet Google in der Zeit, in der Sie diesen Satz lesen, fast 1 Million Suchanfragen.1

Es ist also nicht verwunderlich, dass Unternehmen häufig zu Beginn einer Due Diligence Prüfung auf Google zurückgreifen. Allerdings stellt sich die Frage: Wann sind für eine aussagekräftige und effiziente Due Diligence umfassendere Recherchen über das frei zugängliche Internet hinaus erforderlich?

Der passende Umfang ihres Due Diligence Prozesses

Der angemessene Umfang Ihres Due Diligence Prozesses sollte nicht auf die Verwendung von Google als kostenloses Hilfsmittel mit globaler Reichweite begrenzt werden. Zwar bietet Google einen einfachen Einstieg in die Due Diligence Prüfung, wie beispielsweise die Überprüfung der Existenz eines Unternehmens durch eine Namenssuche, jedoch ist eine ausschließliche Recherche in frei zugänglichen Internetquellen für eine gründliche und aussagekräftige Prüfung unzureichend.
Für eine umfassende Due Diligence gibt es deshalb tiefgehende Gründe weitergehende Recherchen über das frei zugängliche Internet hinaus durchzuführen:

  • Bei der Suchmaschinenoptimierung (SEO) handelt es sich um ein reines Marketinginstrument. Inhalte, die den eingegebenen Suchbegriff häufig enthalten, werden in den Suchergebnissen priorisiert, während sachdienliche Informationen zur Überprüfung von Drittparteien weiter nach unten rutschen können. Dies kann den Due Diligence Prozess verlangsamen, da relevante Informationen schwerer zu finden sind. Zudem ein Hindernis sind widersprüchliche Informationen, die den Prozess vertrauenswürdige Quellen zu identifizieren erschweren. Hierbei können wichtige Firmendaten bei der Recherche übersehen werden.
  • In einem Artikel mit dem Titel „The Future of Truth and Misinformation“ heißt es:
    „Es gibt immer mehr Informationen, die um Aufmerksamkeit, Vertrauenswürdigkeit und Einfluss konkurrieren. Dieser Wettbewerb der Informationen gestaltet die Suche nach der Wahrheit komplizierter und aufwendiger.“2
  • Die Suche nach relevanten Informationen für gründliche Due Diligence Recherchen gestaltet sich also aufgrund verschiedener Faktoren komplex. Zunächst müssen Suchergebnisse sorgfältig geprüft und von irrelevanten Treffern getrennt werden, was einen effizienten Prozess erschwert. Zudem erfordert eine fundierte Prüfung den Zugang zu verlässlichen Archivdaten, die sich oftmals hinter Paywalls befinden. Dies kann zu Lücken in den Suchergebnissen führen oder erhöhte Recherchekosten verursachen, wenn die Informationen nur nach einem Pay-as-you-go-Prinzip zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus müssen die für eine Due Diligence Prüfung unternommenen Bemühungen nachvollziehbar sein, was bei herkömmlichen Suchmaschinen schwierig ist, da sich die Quellen oft ändern und eine Verifizierung der Ursprungsdaten erschwert sein kann. Die beste Vorgehensweise ist es, das Risikoniveau für jede zu untersuchende Einheit oder Person zu bewerten und die Wahl der Datenquellen auf das Risiko abzustimmen. In einer Welt, in der immer mehr Informationen um Aufmerksamkeit, Glaubwürdigkeit und Einfluss konkurrieren, gestaltet sich die Suche nach der Wahrheit komplizierter und aufwendiger.                 

MEHR: Die 5 größten Risiken bei der Due Diligence Prüfung

Ermittlung der erforderlichen Due Diligence Ressourcen

                                                 

Aufsichtsbehörden wie die Financial Conduct Authority (FCA) in Großbritannien sehen eine Google-Suche zwar als logischen ersten Schritt im Due Diligence Verfahren an. Allerdings machen die Grenzen einer solchen Suche die Nutzung zusätzlicher Informationsquellen unerlässlich, um eine gründliche und aussagekräftige Due Diligence Prüfung durchzuführen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund neuerer gesetzlicher Regelungen wie dem "Recht auf Vergessenwerden", welche Einzelpersonen die Möglichkeit gibt, die Entfernung unrichtiger, irrelevanter oder veralteter Informationen von Suchmaschinen zu verlangen. Während das frei zugängliche Internet früher lediglich als weniger verlässlich galt, können solche Gesetze praktisch zu einem ‘Gedächtnisverlust‘ führen. Daher sollten für eine umfassende Due Diligence zusätzliche, verlässliche Quellen herangezogen werden, die die Abfragen in kostenlosen Suchmaschinen ergänzen.
Doch wie sollen diese Quellen bestimmt werden?

In der Phase der Risikobewertung sind folgende Fragen zu beantworten:

  •  Gehören zu den Drittparteien auch Einzelpersonen?
  •  Sind die Drittunternehmen in privater oder öffentlicher Hand?
  • Wo sind die Drittparteien ansässig?
  • Sind die Drittparteien in einem Industrie- oder Schwellenland ansässig?
  • Sind die Drittparteien nur in einem Land oder in mehreren Ländern aktiv?

Bei jeder mit ‚Ja‘ beantworteten Frage sollte eine Erhöhung des Risikoniveaus in Betracht gezogen werden. Für weitere Prüfkriterien bieten wir außerdem eine Due Diligence Checkliste zum Download an.

Als nächsten Schritt sollten Sie dann Ihre möglichen Quellen abseits des frei zugänglichen Internets, unter folgenden Aspekten betrachten:

Individuelle Abonnementdienste:

Solche Dienste pflegen zuverlässige Inhalte, von denen bei Bedarf Daten erworben werden können. Das Verfahren kann jedoch frustrierend und zeitaufwändig sein, da man sich an verschiedene Benutzeroberflächen gewöhnen, an unterschiedlichen Orten suchen und Ergebnisse in einem Bericht zusammenstellen muss.

Sammel-Abonnementdienste:

Dienste, die Daten aggregieren und über ein Tool bereitstellen, ermöglichen konsistentere und effizientere Due Diligence Recherchen. Die inhaltliche Tiefe und Quellenvielfalt muss den Risikoniveaus, Regionen und untersuchten Akteuren entsprechen. Für global agierende Unternehmen sind mehrsprachige Inhalte und Benutzeroberflächen wichtig.

Externe Risikoberater:

Die Auslagerung von Due-Diligence-Prüfungen bietet Vorteile, ist aber oft kostspielig. Für erfolgreiche Recherchen ist es unerlässlich, über das frei zugängliche Internet hinauszublicken und Technologien sowie Quellen risikobasiert auszuwählen, um Risiken zu entschärfen.

Es gilt also besser Vorsicht, als Nachsicht bei der Due Diligence Prüfung um möglichst effizient zu Rechercheergebnissen zu gelangen. Entdecken Sie Nexis Diligence+ für ihre Prüfung und eine kontinuierliche Risikoüberwachung.


1 14 Google-Fakten & -Statistiken zum Staunen, seokratie.de, 22.12.2022
2 The Future of Truth and Misinformation Online, pewresearch.org, 19.10.2017