26 Mar 2022

Corona und andere Krisen: Warum Unternehmen Risiken in der Lieferkette beobachten sollten

Oftmals braucht es eine Krise, um Schwächen in der Lieferkette aufzudecken. Dies trifft zweifellos auch auf die COVID-19-Krise zu. Viele Unternehmen haben es versäumt, ihre Risikomanagement-Prozesse an die Komplexität der globalen Lieferketten von heute anzupassen. Wie im Harvard Business Review kürzlich aufgezeigt, standen Unternehmen in diesem Jahrzehnt aufgrund des Erdbebens und des Tsunamis 2011 in Japan bereits einmal vor einer beträchtlichen Herausforderung.1 „Fast neun Jahre später“, so der Artikel, „scheint es, als wären die aus Fukushima gezogenen Lehren schon wieder vergessen. Weltweit versuchen immer noch viele Unternehmen verzweifelt, herauszufinden, welche ihrer ‚unsichtbaren‘ untergeordneten Lieferanten sich – jene, mit denen sie nicht direkt zu tun haben – in krisenbehafteten Regionen befinden.“ Wir werfen einen genaueren Blick darauf, wie multinationale Konzerne durch die Risikoüberwachung Dritter neue Gefahren in der Lieferkette erkennen und ihre operative Widerstandsfähigkeit stärken.

Risiken in der Lieferkette sind allgegenwärtig 

Das Institute for Supply Management (ISM) fand in einer Umfrage über die Auswirkungen des Coronavirus heraus, dass beinahe 75 % der Unternehmen in den USA Ertragseinbußen verzeichneten.2 Und sie sind nicht die Einzigen. Laut der US-amerikanischen Zeitschrift Foreign Policy ergaben Berechnungen von Michael Eßig, Professor für Materialwirtschaft und Distribution an der Universität der Bundeswehr München, dass „...ein multinationaler Konzern wie Volkswagen mit 5.000 Lieferanten (sogenannten Tier-1-Lieferanten) arbeitet, von denen wiederum jeder durchschnittlich 250 Tier-2-Lieferanten hat. Dies bedeutet, dass der Konzern eigentlich 1,25 Millionen Lieferanten hat, die ihm größtenteils unbekannt sind“3. Im selben Artikel wird festgestellt, dass sich im Epizentrum des COVID-19-Ausbruchs in Wuhan in China die Unternehmenssitze von Tier-1- und Tier-2-Lieferanten von mindestens fünf Millionen Unternehmen aus der ganzen Welt befinden.

Komplexe Lieferketten erfordern eine fortlaufende Überwachung Dritter

Sowohl der SARS-Ausbruch in China im Jahr 2003 als auch das Erdbeben und der Tsunami in Japan im Jahr 2011 hatten nachhaltige Auswirkungen auf mehrere Hersteller und in der Folge auf die gesamte Weltwirtschaft. Seither zielt das Lieferkettenmanagement verstärkt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit des operativen Betriebs zu stärken. Oftmals nur als einfaches Schlagwort erachtet, erweist sich Widerstandsfähigkeit als äußerst bedeutsam für das Funktionieren von Lieferketten auf der ganzen Welt. Die weltweite Gesundheitskrise durch das Coronavirus unterstrich einmal mehr den Bedarf an einer fortlaufenden Überwachung des Lieferantenrisikos und an der Ermittlung möglicher Alternativ- oder Zweitlieferanten zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit Ihrer Lieferkette.

Der Kaskadeneffekt der globalen Pandemie war eindeutig:

  • Wichtige Lieferanten bleiben aufgrund von Quarantänemaßnahmen und Personalknappheit weit unterhalb ihrer üblichen Auslastungsgrenze.
  • Es kommt zu Verzögerungen beim Transport von Rohmaterialien sowie bei der Verladung und Weiterbeförderung am Einfuhrhafen.
  • Produktionspläne können wegen Lieferengpässen nicht eingehalten werden.
  • Aktuelle und zukünftige Aufträge können wegen eines zu geringen Lagerbestands nicht erfüllt werden.
  • Verkaufserlöse sinken aufgrund von Quarantänemaßnahmen, Social Distancing und zunehmender Verunsicherung der Verbraucher wegen möglicher finanzieller Auswirkungen längerer Arbeitsunterbrechungen.

Eins hat uns die COVID-19-Krise gelehrt: Der Schlüssel zum Erfolg ist Information. Es ist unmöglich, etwaige schwache Glieder in einer Lieferkette aufzuspüren, ohne ein klares Bild von der Lieferkette zu haben.

Wie funktioniert die Überwachung Dritter?

Mithilfe von Computerlinguistik, Algorithmen für maschinelles Lernen und Datenanalysemethoden unterstützen Lösungen zur Überwachung Dritter Unternehmen dabei, wichtige Lieferanten weltweit ausfindig zu machen und zu überwachen. Dies ermöglicht eine frühere Erkennung von Störungen und somit eine schnelle Reaktion, wenn Probleme auftreten – ganz gleich, ob diese durch die finanzielle Instabilität eines einzigen Lieferanten oder durch eine massenhafte Ausbreitung eines Virus verursacht werden. Unternehmen, die in Supply-Chain-Mapping und die fortlaufende Überwachung von Dritten investieren, profitieren von einer größeren Widerstandsfähigkeit und einem Wettbewerbsvorteil gegenüber weniger proaktiven Konkurrenten.

In Bezug auf den COVID-19-Ausbruch haben Experten beträchtliche Unterschiede zwischen den von Unternehmen getroffenen Gegenmaßnahmen festgestellt. Einige Unternehmen hatten Probleme, die nötigen Informationen für eine schnelle Anpassung an die geänderten Umstände und die Reaktion auf Störungen in ihrer Lieferkette zu sammeln. Hingegen konnten Mitbewerber, die ihre Lieferkette bereits vollständig erfasst hatten und sie weiter überwachten, sofort Maßnahmen setzen. Auch in der näheren Zukunft wird es zu weiteren Störungen kommen. So werden Unternehmen immer wieder daran erinnert, ihre bestehenden Risikomanagementverfahren zu überprüfen und der Überwachung von Dritten in Zukunft Priorität einzuräumen.

Nächste Schritte:

  1. Erfahren Sie, wie Sie mit Nexis Diligence+ Anzeichen für neue Risiken in Ihrer gesamten Lieferkette frühzeitig erkennen.
  2. Laden Sie unsere Due Diligence Checkliste herunter.

1 Coronavirus Is Proving We Need More Resilient Supply Chains, Harvard Business Review, 05.03.2020
2 Coronavirus has disrupted supply chains for nearly 75% of U.S. companies, axios.com, 11.03.2020
3 Blindsided on the Supply Side, Foreign Policy, 04.03.2020